Literatur - Troublewoman Stefanie Sargnagel: "Facebook war für mich immer nur ein Mittel zum Zweck!"

Alle Jahre wieder scheint dem Kulturbetrieb aufzufallen, dass er vornehmlich aus gutbürgerlichen Weißen besteht, die Kultur für gutbürgerliche Weiße produzieren. Dann hypt er ein paar Autoren, die er als prekär einstuft, um sich wieder weltoffen und lebensnah zu fühlen.

In Deutschland fiel diese zweifelhafte Ehre Clemens Meyer zu, in Österreich der 29-jährigen Stefanie Sargnagel. Ihr Debüt "Binge Living" avancierte Ende 2013 mit knapp 3.000 verkauften Exemplaren nicht nur zum Überraschungsbestseller des Kleinverlags "Redelsteiner Dahimène Edition", sondern auch zum Feuilletonliebling.

Jetzt legt Sargnagel ihr zweites Buch vor. "Fitness" besteht wie sein Vorgänger aus copygepasteten Facebook-Statusmeldungen, Callcenter-Dialogen und Microsoft-Paint-Krakelzeichnungen. Den ganzen Quatsch rund um Figurenzeichnung, Plot und Spannungsbogen hat sich die 29-Jährige gespart: Der rote Faden in Stefanie Sargnagels Werken ist Sargnagel selbst; von einem "Alter Ego" der Autorin zu sprechen, fühlt sich da schon falsch an. Die Protagonistin Stefanie lebt wie die Autorin selbst in einer Wiener Sozialwohnung, studiert offiziell Kunst, arbeitet tatsächlich aber fünf Tage die Woche im Callcenter und stürzt abends mit "Bezirksalkoholikern" in abgeranzten Kneipen ab.

"Meine Notizen sind wie ein guter Freund, mit dem ich über alles reden kann", schreibt Sargnagel, und dieser Satz ist Programm: In bis zu 13 Statusberichten pro Tag dokumentiert die 29-Jährige ihr Leben; ein Stakkato of Consciousness. Bei YouTube hieße das "Follow me around" und hätte Millionen von Followern. Sargnagels Facebook-Notizen sprechen eher die Generation Ü15 an: Ihre Statusberichte kommen ohne Beautytipps aus, ohne Games, ohne Longboards und vor allem ohne jeden Willen zur Popularität.

Es kann kaum verwundern, dass Sargnagels Verleger gleichzeitig Manager der italophilen Machismo-Popband "Wanda" ist: Hier wird die Sehnsucht des Kulturbetriebs nach Authentizität bedient. Kulturjournalisten reißen sich förmlich darum, mit Stefanie Sargnagel Interviews in den Kneipen zu führen, von denen in "Binge Living" und "Fitness" die Rede ist. Sargnagel soll ihnen Suff-Anekdoten erzählen, zum Beispiel die, als sie im Vollrausch zu einem Mann ins Auto gestiegen ist, der sie dann mit einem Messer angegriffen hat.

Sie soll den Sozialbau vorzeigen, in dem sie lebt, dessen Tür mit einem Warnschild versehen ist: "Bitte Türen schließen, sonst kommen die Ratten". Man kann sich vorstellen, was im begeisterten Journalistenkopf vorgehen mag: Kriegen wir jetzt nicht schnell eine Ratte irgendwoher? Sie könnte einmal durchs Bild laufen, ganz entspannt, ganz authentisch. Soll ich zum Supermarkt rennen und ein Stück Käse besorgen? Bitte, ich suche eine Sorte Käse, die Ratten besonders gern mögen, Sie können mir da doch sicher was empfehlen?

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Über die, so Franz Schuh, "eher weniger begabte" österreichische Schriftstellerin Dr. Stefanie Sprengnagel - Künstlername: Stefanie Sargnagel - kann man sicher geteilter Meinung sein. Sie steht im deutschsprachigen Raum vor allem deshalb unter Kritik, weil sie sich wie "Modebloggerinnen" oder "Amazon - Sklaven" an den amerikanischen Gangsterkonzern Facebook angebiedert hat, statt "Modebloggerin" mit eigener Webpräsenz zu werden.

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Die meisten Vollidioten, darunter auch Handy - abhängige Kids, stehen auf "Modeblogger": Diese innerhalb einer kollabierenden Zivilisation existenten Erscheinungen sind es wert, betrachtet zu werden.

http://www.miss.at/home/fashion/1449602/Hot-right-now_Die-10-coolsten-ModeBlogs-aus-Oesterreich

https://plus.google.com/110946951630316850493

Obwohl derzeit nur etwa zehn Prozent der SUV - Spiesser und nur etwa acht Prozent der "Kids" genug Kohle haben, um dauernd "Designerklamotten" oder Lippenstifte einzukaufen, verkaufen sich die "Modeblogger" im Internet besser als Richard Lugner und Donald Trump.

Der dort angelieferte Unsinn ist unerträglich:

http://www.diorellasbeautyblog.at/

http://stefaniesargnagel.tumblr.com/


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Aufgrund der saftig - direkten Authentizität der angeblich (!) alkohol- und drogenkranken Wienerin wird "Steffi" andererseits aber auch - und nicht ganz zu unrecht - als Österreichs Charlotte Roche, oft gar als eine zweite Ingeborg Bachmann gehandelt. Im Gegensatz zu den schleimigen Figuren der "Lesereiseszene", im Gegensatz zu den verkrampften "Erfolgsliteraten" der Buchpreise und Buchmessen und vor allem ganz im Gegensatz zu Möchtegernliteraten, die sich, ohne Juden zu sein, Rabinovici, Rubinowitz oder Rabinowitsch nennen, um sich an den "STANDARD" oder an den "FALTER" anbiedern zu können, ist das seltsam -absurde Rotkäppchen ein Gesamtkunstwerk.

In einer Zeit und in einer Rezeptionsgesellschaft, in der komplexe Texte und die "literarische Qualität" keine Rolle mehr spielen, punktet "Steffi" längst nicht mehr mit einer Sprache, die für Gert Jonke oder Paul Celan noch ein Transportmittel war.


Steffi ist keine Bachmann, sondern eine Jenny Holzer: Sie ist Concept Art, Konzeptkunst, AiWeiWei ohne depperte China - Skulpturen, vielleicht: Beuys ohne Text.

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Mit ihrem Bericht von einer Reise nach Marokko schockt die umstrittene Autorin Stefanie Sargnagel viele User, die an den umstrittenen amerikanischen Internetkonzern Facebook glauben.

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Die Tour vom Jänner wurde – über ein großzügiges Reise-Stipendium für Sargnagel und ihre Kollegin Lydia Haider – vom österreichischen Steuerzahler finanziert. Besonders schockierend: Die Frauen prahlen mit massivem Drogen-Konsum und damit, wie sie „eine Babykatze zur Seite treten“.

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Quelle:

https://www.wochenblick.at/hofer-hasserin-macht-drogentour-auf-kosten-des-steuerzahlers/


Der amerikanische Webdreinull - Konzern "Facebook" hat für den im Grunde völlig wertlosen Webdreinull - Konzern "Instagram" exakt 3,45355 Milliarden Euro bezahlt. Das ist viel mehr Geld, als der österreichische Steuerzahler für den "Eurofighter" aufwenden muss. "Instagram" ist im Grunde völlig sinnlos und überflüssig, weil Vollidioten aus aller Welt ihre grossteils peinlichen Fotos ohnehin bereits über insgesamt 466 "Plattformen" publizieren können. Der Unterschied: hinter Facebook wie hinter Instagram stecken dieselben US - Hedgefonds. Auch dieser Deal wurde "vorbörslich" arrangiert.

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http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/heiko-maas-droht-facebook-wegen-hasskommentaren-a-1103167.html

http://altekulturen.twoday.net/stories/skandalfirma-facebook-anzeigen-gegen-den-verhassten-amerikanischen-tti/


http://www.sueddeutsche.de/digital/inside-facebook-facebooks-gesetz-die-geheimen-loesch-regeln-1.3297387

In Österreich wird "Instagram" nur noch von der im Wiener Raum massiv präsenten Gratiszeitung "heute" gepusht, weil die meisten Proleten und Modernisierungsverlierer ihr Weltbild nicht nur aus "Krone" und "ÖSTERREICH", sondern auch aus der Gratiszeitung "heute" beziehen. Mittllerweile distanziert sich auch die "Krone" immer mehr von H.C. Strache, weil die Familie Dichand auf Sebastian Kurz setzt und nicht mehr auf die "zusammenbrechechende" FPÖ, so Eva Dichand und Peter Gnam in den ORF - Sommergesprächen. ORF - General Wrabetz: "Die Krone lässt Strache fallen und liegt damit richtig. Selbst der dümmste Modernisierungsverlierer aus dem Gemeindebau erkennt, dass Strache kein Kanzler ist. Das Gesindel sehnt sich mitsamt seinen drei bis vier Hunden nach einem neuen Bruno Kreisky", so Wrabetz im Wiener "STANDARD".

Am Ende scheint die Sache wieder im Lot: der im fernen Kalifornien sitzende Internet - Verbrecherkonzern Facebook, ohne den Donald Trump weder - impeachementbedrohter - Präsident der USA werden konnte noch in Österreich ein Hofer die Hälfte des "Volkes" für sich vereinen konnte, hat die Sperre gegen Stefanie Sargnagel aufgehoben und sich bei der Autorin entschuldigt. Die "Kronen Zeitung" geht als moralischer Verlierer vom Feld. So weit, so gut? Nur bedingt. Nach der Affäre um eine weitere Hetze der "Krone" bleibt die Frage: Warum erhält ein Medium staatliche Presseförderung, das gezielte Kampagnen gegen Einzelpersonen lostritt und damit mitverantwortlich ist für Mord- und Vergewaltigungsdrohungen?

"Wer die 'Krone' mit öffentlichen Geldern und Inseraten alimentiert, muss sich dafür rechtfertigen, Menschenhatz zu fördern", bringt es STANDARD-Autorin Lisa Mayr in einem Kommentar unter dem Titel "Katzen retten, Frauen treten" auf den Punkt. Staatliche Medienförderung muss an ethische Kriterien gebunden sein. Da journalistische Qualität leicht zu erkennen, aber schwer zu messen ist, sollte, wie von mehreren Seiten gefordert, die Anerkennung der Regeln des österreichischen Presserats Voraussetzung für den Erhalt von Presseförderung sein.

http://derstandard.at/2000054204482/Was-die-Krone-Hetze-gegen-Sargnagel-mit-Pressefoerderung-zu-tun

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"Facebook ist die Pest des 21. Jahrhunderts - gleich nach dem radikaken Islam", meint im Gespräch mit Hanno Fallwig der französische Islamismus - Experte Gilles Kepel. Kepel, der den Koran in- und auswendig kann und perfekt Arabisch spricht, hat nachrecherchiert: - sein berühmter Essay - "Zwei Millionen Facebook - Likes für den Terror" ist bisher leider immer noch nur auf Französisch zugängig.

Wie umgehen mit Hass und Hetze in den Erregungswelten des Internets? Durch "Facebook" wurde der IS - Terror salonfähig, so Katja Rost, Armin Wolf, Markus Peichl und Barbara Kaufmann. Tausende junge Muslime in Europa wurden durch "Facebook" zu Nachahmungstätern. In Österreich und in Deutschland haben wir von der so genannten "linksliberalen Intelligenz" aber auch die "rechte Hetze" im Auge. Katja Rost, Armin Wolf, Markus Peichl und Barbara Kaufmann haben am Mediengipfel in Lech die Veränderungen des Journalismus durch die sozialen Medien erläutert und versucht, Antworten zu finden

Dass die aggressivsten Hasskommentare im Netz vorwiegend von anonymen Nutzern kommen, ist eine dominierende Meinung. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, wie Katja Rost, Professorin für Soziologie an der Universität Zürich, am Freitag anlässlich des Mediengipfels in Lech aufgezeigt hat. Ihre Forschung habe gezeigt, dass die heftigsten Meldungen tatsächlich unter Klarnamen abgesetzt würden.



Die heftige öffentliche Debatte um die Autorin Stefanie Sargnagel verläuft nach alten Mustern – und hat neue, brandgefährliche Facetten. Anatomie eines Literaturskandals.

Zum Weltfrauentag veröffentlichte die „Kronen Zeitung“ einen Artikel über die Autorinnen Maria Hofer, Lydia Haider und Stefanie Sargnagel, der mit „Saufen und Kiffen auf Kosten der Steuerzahler“ überschrieben war, verfasst von Richard Schmitt. Der „Krone“-Online-Chef bezog sich darin auf das bereits am 25. Februar im „Standard“ publizierte „Gemeinschaftstagebuch“ der Schriftstellerinnen aus Marokko, in dem von Abenden mit Dope und Wein, vom Treten einer Babykatze und von BH-befreitem Herumstolzieren vor Muslimen die Rede war. Das und die Tatsache, dass Sargnagel mit einem staatlichen Reisekostenzuschuss von 750 Euro unterwegs war, gefiel der „Kronen Zeitung“, die sich stellvertretend für ihre Leserschaft auf die Suche nach der Moral machte, gar nicht. Kaum eine Literatur beschäftigt die Massen so wie Skandalliteratur. Spätestens hier wurde die Causa zum „Fall Sargnagel“.

Der „Krone“-Artikel generiert eine neue Art von Skandal. Wer die Feinde und wer die Verbündeten sind, ist rasch klar. Die Jungen Grünen solidarisieren sich mit dem Appell „Je suis Sargnagel“, auf den virtuellen Tratsch- und Klatschplätzen wird über Pro und Contra verhandelt. Das fiebrige Meinungs-Ping-Pong führt zu Postings, in denen die Autorin mit Vergewaltigungs- und Mordfantasien bedroht wird, was wiederum den Verfassungsschutz ermitteln lässt. Die Kärntner Ausgabe der „Kronen Zeitung“ bezeichnete Sargnagel als „willig“ und veröffentlichte ihre Klagenfurter Adresse, wo die Bachmann-Publikumspreisträgerin derzeit als Stadtschreiberin gemeldet ist.

Das ist der Punkt, an dem die Posse um die halblaunige Satire einer Marokko-Erkundung ins Alarmierende kippt, jener Moment, in dem sich alte Mechanismen mit realen Drohgebärden aufladen. Um das neue Durcheinander in ein halbwegs
geordnetes Verfahren zu fügen, muss man mit Literaturwissenschaftern, Interessenvertretern, Autorinnen und Autoren reden, über deren Köpfe hinweg einst mediale Debatten tobten.

Der Fall S. zeichnet sich durch Possenhaftigkeit und Brutalität, Schwatzhaftigkeit und Gereiztheit aus. „Künstler dürfen alles“, meldete sich Sargnagel via Facebook zu Wort: „Nazis dürfen nix! Humanismus! Ätschibätsch.“

Veteran“ hört er nicht gern. Gerhard Ruiss, 65, ist Schriftsteller und Interessenvertreter der österreichischen Autorenschaft. Er hat sein Büro im Keller des Wiener Literaturhauses, wo er auch seine vielen Stellungnahmen zu Allfälligem tippt. Ruiss hat auf die causa prima sofort reagiert. „Es ist schlecht bestellt um das politische, gesellschaftliche und kulturelle Klima in Österreich“, schrieb er in einer Aussendung staatstragend. In seinem Schreibkeller hat er nun Zeit, den Hergang historisch einzuordnen. „Wir befinden uns in einer Endlosschleife“, sagt Ruiss. „Das Skandalritual existiert seit den 1960er-Jahren. Es bricht Erregung mit Parteienbildung aus, wobei keinerlei Aufarbeitung stattfindet.“ Den aktuellen Ereignissen liegen retrospektiv ausgerichtete Abläufe zugrunde: „Dem Text der drei Autorinnen kann man keinerlei Sensation abgewinnen, man kann ihn mögen oder auch nicht. Löst man ihn allerdings aus seinem literarischen Kontext und überführt ihn mit dem Gestus der Anklage in die Realität – gesoffen, gekifft und gehurt wurde, und das alles auf Kosten der Steuerzahler! –, so entkleidet man ihn seiner Fiktionalität. Es bleibt ein scheinfaktischer Skandal, der nie existiert hat, weil die beschriebenen Handlungen nie gesetzt wurden.“ Der Anlass bietet die Möglichkeit, gewohnheitsmäßige Debatten abzuführen: jene der Neidgenossenschaft, der Missgunst, der Feindbilder, die Künstlerinnen und Künstler noch immer darstellen. „Das Momentum wiederholt sich: All jene, die für Recht und Ordnung, Gott und Vaterland einstehen, festigen ihre Positionen. Wem das Potenzial hoher Bürgerschreckhaftigkeit eigen ist, der wird verächtlich gemacht.“

Ruiss trat früher mit einer Wiener Politband auf. Auf der Bühne verkörperte er den Bösewicht. Er weiß, wie es sich anfühlt, mit Tomaten und faulen Eiern beworfen zu werden. „Für den besoffenen Stammtischbruder folgte auf Freitagnacht der Samstagmorgen, auf Renitenz Ernüchterung und Katzenjammer. Das Überbrüllen fand früher real statt, wenn man nach der Theaterpremiere dazu noch in der Lage war. Heute findet es losgelöst in den Untiefen des Internet statt.“

Todesdrohungen und Vergewaltigungsaufrufe gegen Künstler seien im Netz inzwischen an der Tagesordnung. „,Skandal! Steuergeldverschwendung! Schlechte Kunst!‘ Das ist der Retroteil. Das Neue daran ist, dass Menschen bedroht werden. Damit ist der Boden aller Diskurse verlassen. Diese Strafrechtstatbestände müssen sofort angezeigt werden.“ Fast wehmütig blickt Ruiss auf die Skandale um Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek zurück. „Damals wurde in großen Konflikten über Charaktere verhandelt, heute sind die Darsteller austauschbar.“

Es ist ein hübscher Zufall, Marlene Streeruwitz, 66, in der bühnengleichen Kulisse des Wiener Cafés „Heumarkt“ zu treffen. Die Schriftstellerin stand selbst öfter im Zentrum öffentlicher Wortgefechte. In der Hamburger Inszenierung eines Jelinek-Stücks wurde sie 2006 etwa als sprechende Vagina dargestellt, wogegen die Autorin vergeblich die Gerichte bemühte. „Ist das überhaupt noch ein Literaturskandal?“, fragt Streeruwitz. „Es war immer die Person, nie der Text. Ich wollte, ich wäre dafür gehasst worden, weil die Wahrheit in meinen Texten der Skandal war. So aber blieb die Auseinandersetzung immer schon bei den weiblichen Sprechverboten hängen. Es kam auf dieser Ebene nie zu inhaltlichen Auseinandersetzungen.“ Herrscht in Österreich besondere Literaturfeindlichkeit? „Autorinnen und Autoren bilden hier die letzte nicht staatlich subventionierte, über die ,Seitenblicke‘ oder Standesorganisationen gebändigte Öffentlichkeit. Da geht es um eine Ordnungsvorstellung, die den Unruhefaktor einer intellektuell-literarischen Öffentlichkeit vernichtet sehen will.“ Streeruwitz-Texte in Zeitungen und Zeitschriften generieren in Online-Foren hohe User-Beteiligungen. Die gehässigen Kommentare, die sie über sich dann lesen kann, lässt sie links liegen. „Das Medium schafft die Mittel“, sagt die Autorin. Die Wut sucht ihre eigenen Wege.

Andrea Bartl und Martin Kraus lehren und arbeiten am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Bamberg. Sie beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit Wesen, Funktion und Arten des Literaturskandals. „Skandalautoren“, ihre Studie zu dem Thema, umfasst knapp 1000 Seiten. Martin Kraus kann der Aufregung durchaus Positives abgewinnen: „Uns Literaturwissenschaftern zeigt er, dass Literatur lebt, Biss hat. Bei allem Ärger über den uncharmanten bis ungustiösen Umgang können wir uns darüber freuen, dass Literatur relevant ist.“

Der öffentliche Furor funktioniert wie in einem fünfaktigen Drama: In der ersten Phase bahnt sich das Geschehen langsam an, dann steigert es sich explosionsartig, erreicht unversehens seinen Höhe- und zugleich Wendepunkt, um dann wieder abzuebben.

Sexualität und der Umgang mit dem Holocaust nach 1945 sind Themen, die seit Jahrzehnten besonders skandalträchtig sind. Jeder Radau um die Dichtkunst, so die Studienautoren, zeichne sich zudem durch drei Aspekte aus: Er wird von einer Einzelperson ausgelöst, nie von abstrakten Organisationen; es gibt jemanden, der sich provozieren lässt und „Skandal“ schreit, worauf ein Teil der Öffentlichkeit einsteigt. „Der Fall Sargnagel entspricht insofern dem klassischen Literaturskandal, als ihm ein Kategoriefehler beim Publikum zugrundeliegt. Es wird verkannt, dass es sich bei dem Text der Autorinnen um Satire handelt. Man kann sich schwer vorstellen, dass der ,Krone‘-Skandalisierer nicht fähig war, den Beitrag als solchen zu verstehen. Da geht es um den Unwillen zum Verständnis, um den Willen, Konflikte zuzuspitzen.“

Die Vorgangsweisen ähneln einander, auch wenn andere mediale Aggregatszustände herrschen: „Die Parallelen zum Eklat um Bernhards ,Heldenplatz‘ sind deutlich: die Rolle der ,Kronen Zeitung‘; die Empörungsbereitschaft der Rechten gegenüber einer Satire, die subtil deren Weltbild unterwandert; die vorhergehende Bekanntheit von Bernhard und Sargnagel als Querulanten; die Betonung der Steuergeldverschwendung, mit der diese ,Kunst‘ subventioniert werde, sowie die Emotionalität der Empörung.“ Bei Bernhard entlud sich diese auf der Straße als Geschrei, in Form von Transparenten und Mistfuhren. Über Sargnagel ist ein Hagel von Hasspostings hereingebrochen.

Urs Allemann geriet 1991 beim Bachmannwettlesen mit dem Text „Babyficker“ in Verdacht. Heute will der Schweizer Schriftsteller dazu nichts mehr sagen. Er lässt ausrichten, man solle sich über Dinge, die einen kalt ließen, nicht äußern. Die Schweizer Lyrikerin Birgit Kempker hatte ebenfalls einen heiklen Kasus durchzustehen. Ihr Prosagedicht „Als ich das erste Mal mit einem Jungen im Bett lag“, in dem sich ihr damaliger Freund wiederzuerkennen glaubte, provozierte 1998 Schlagzeilengewitter und Gerichtsurteile. Die Angelegenheit, gibt sich Kempker kurz angebunden, klebe an einem – „innen und außen“.

Stefanie Sargnagel dagegen entledigt sich der Affäre im Twitter-Takt wie ihr Vorbild Donald Trump, der die USA über seinen Facebook- und Twitterunsinn auch gegen das FBI und die Weltöffentlichkeit kontrolliert. „Ich werde mich der Marokko-Geschichte keine Sekunde länger widmen“, postete die Autorin vergangenen Mittwoch am Ende einer langen Skandalwoche, sieben Tage, nachdem Schmitts Kommentar in der „Krone“ erschienen war.

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